Digital Business27.09.2022 Newsletter

Rechtliche Risiken bei Änderungen am In-Game-Bezahlsystem

Für Spielehersteller ist es häufig lukrativ, wenn sie in Spielen nachträglich das In-Game Bezahl- oder Belohnungssystem ändern. Das ist nicht ohne Risiko.

Im Online-Gaming-Markt werden Milliarden umgesetzt: Ein Großteil des Umsatzes von Publishern und Vertreibern von Videospielen wird durch In-Game-Käufe erzielt (wie zuletzt sehr kritisch dargestellt im ZDF Magazin Royal vom 16.09.2022). Diese sogenannten Mikrotransaktionen machen inzwischen einen Großteil des Umsatzes aus, weltweit geht es um Milliarden.

Wenn im Rahmen von Updates Änderungen am Spiel vorgenommen werden, dann geht dies häufig auch mit einer Änderung des In-Game-Bezahlsystems einher. Dabei werden auf verschiedenen Wegen für die Spieler Anreize geschaffen Geld auszugeben. Dabei kann es um den Erwerb reiner Designobjekte gehen, wie beispielsweise besondere Spielgegenstände, auch Items genannt,, Vorteile gegenüber anderen Spielern oder schnelleres Vorankommen im Spielgeschehen. Das stößt bei vielen Spielern auf Kritik, da der Eindruck entsteht, dass die Publisher mit den Updates nicht an einem besseren Spieleerlebnis, sondern nur am eigenen wirtschaftlichen Erfolg interessiert sind.

Was sind In-Game-Käufe?

Heutzutage gibt es in fast allen Videospielen spieleigene Währung, die man auch In-Game-Währung nennt. Diese kann erspielt oder mit echtem Geld erkauft werden. Mit der In-Game-Währung können im Spiel unterschiedliche Items erworben werden.

Dabei ist es von Spiel zu Spiel unterschiedlich, ob es eine oder mehrere Währungen gibt. In manchen Spielen gibt es mehrere In-Game-Währungen, von denen eine nur erspielt und eine andere ausschließlich erkauft werden kann. Um bestimmte hochwertige Items zu erlangen, werden in solchen Fällen häufig beide Währungen benötigt. Diese besonders hochwertigen Items bringen meistens einen erheblichen Spielvorteil gegenüber anderen Spielern.

Updates für das Spielerlebnis

Um gleichbleibend gute Spielerlebnisse sicherzustellen, veröffentlichen Publisher regelmäßig Updates ihrer Spiele. Damit wird zunächst das Spielerlebnis optimiert und Fehler werden behoben. Jedoch werden mit Updates in vielen Fällen auch Items im Spiel angepasst. Dies kann beispielsweise eine Veränderung der Stärke von bestimmten Items umfassen oder es werden neue Items in das Spiel eingeführt.

Betroffen sein können auch Items, die bereits vor dem Update von den Spielern freigeschaltet wurden. Das kann für Spieler insbesondere dann ärgerlich sein, wenn sie bestimmte Items freigespielt oder erworben haben und diese durch ein Update an Wert oder Kraft verlieren. Auch kann durch die Einführung von neuen, stärkeren Items das eigene Item weniger konkurrenzfähig sein. Beide Konstellationen können den Druck auf Spieler erhöhen, im Wege von Mikrotransaktionen neue Items zu erwerben oder bereits erworbene oder freigespielte Items upzugraden.

Schmaler Grat für Publisher

Eingriffe, die das Ökosystem eines Spiels verändern, sollten von Publishern mit Fingerspitzengefühl vorgenommen werden. Auf der einen Seite führt eine „Entwertung“ der teilweise aufwändig erspielten oder teuer erkauften Items zu Unmut bei den Spielern; so zuletzt geschehen beim Spiel Gran Turismo 7: Mit einem Update hatte der Publisher den erforderlichen Zeitaufwand für das Erspielen der In-Game-Währung in etwa verdoppelt. Die Spieler fühlten sich zum Kauf der In-Game-Währung gedrängt.

Neben einem möglichen Imageschaden des Publishers sind auch rechtliche Risiken zu berücksichtigen. Abmahnungen durch Wettbewerber oder Schadensersatzansprüche der Spieler kommen in Betracht. So ist noch nicht höchstrichterlich entschieden, inwieweit sich Publisher mit dem Anbieten eines Videospiels zu dessen Erhaltung verpflichten und das Ökosystem des Spiels erhalten bleiben muss. Müssen beispielsweise Items zum gleichen Preis dauerhaft im Spiel erhältlich sein oder können die Preise erhöht werden? Können Items einfach durch bessere ersetzt werden, wenn sie dadurch im Spiel quasi nutzlos werden?

Rechtlicher Ausgangspunkt ist jeweils die Frage, ob es sich bei den Rahmenbedingungen des Spiels um unverbindliche Spielregeln handelt oder diese einen verbindlichen rechtlichen Rahmen setzen, wie es bei Allgemeine Geschäftsbedingungen (AGB) der Fall ist.

AGB-Kontrolle

Handelt es sich bei den Regelungen um AGB, so unterliegen diese einer AGB-Kontrolle. Sie sind am Maßstab der §§ 305 ff. BGB zu messen und dürfen den Vertragspartner, hier den Spieler, nicht unangemessen benachteiligen. Den Publishern drohen Schadensersatzforderungen der Spieler, wenn beispielsweise einseitig wirtschaftliche Risiken auf den Spieler abgewälzt werden oder ohne triftigen Grund Änderungen vorgenommen werden, die das Vertragsverhältnis zwischen Spieler und Publisher erheblich verändern.

Dieses Risiko kann verringert werden, indem sich Publisher in Allgemeinen Geschäftsbedingungen Anpassungen und Änderungen vorbehalten. Freier sind Publisher bei erstmaliger Einrichtung des Bezahl- und Belohnungssystems und der Items. Abmahnungen von Mitbewerbern und Verbraucherzentralen drohen, wenn die AGB Klauseln enthalten, die gegen sogenannte Marktverhaltensregeln verstoßen.

Bei nachträglichen Änderungen am Bezahl- und Belohnungssystem sind neben einem möglichen Imageschaden daher auch rechtliche Auswirkungen umfassend zu prüfen.

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